Zoo Berlin: „Wir sind schwanger“

Zwei Herzschläge bei Ultraschalluntersuchung von Großem Panda Meng Meng

Pressemitteilung 12.08.2024 (Berlin)

Endlich Gewissheit: Nach Wochen gespannten Hoffens, brach am Sonntagmorgen im Panda Garden des Zoo Berlin ein kleiner Jubel aus. Erst war ein Herzschlag, kurz darauf sogar ein zweiter auf dem Ultraschallgerät zu erkennen. Um sieben Uhr hatte sich dort die „Panda-Spezialeinheit“ zur Audienz bei Meng Meng (11) versammelt, um erneut ihr Glück beim Ultraschall mit der zuletzt nicht sehr kooperativen Panda-Dame zu versuchen. Kurz bevor das inzwischen eingespielte Team aus Tierpfleger*innen und Tierärzt*innen den Versuch gegen neun Uhr beenden wollte, gelangen die entscheidenden Bilder, auf die alle Beteiligten seit einiger Zeit hin gefiebert hatten. „Eine Untersuchung im Stehen hat schließlich die freudige Nachricht gebracht, dass Meng Meng mit zwei Jungtieren trächtig ist. Das ist uns nur dank des besonderen Vertrauensverhältnisses zwischen Mensch und Tier gelungen. Trotz sichtlichen Bauchkneifens ließ sich Meng Meng überzeugen, in den aufrechten Stand zu kommen und das kühle Ultraschall-Gel sowie die Untersuchung mit der Ultraschall-Sonde zu akzeptieren. Das gesamte Team war zurecht stolz auf diesen bahnbrechenden Erfolg“, freut sich Prof. Dr. Thomas Hildebrandt, Leiter der Abteilung für Reproduktionsmanagement am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW). „Uns gelang am Sonntag eine der frühesten sonographischen Nachweise einer implementierten Schwangerschaft bei einem Großen Panda. Das ist gerade die frühe Phase der Implantation. Die Babies sind etwa 2,5 Zentimeter groß und müssen jetzt bis zur Geburt noch ordentlich wachsen“, ergänzt er. Auch durch seine Funktion als wissenschaftlicher Berater der Chengdu Panda Base gilt der Veterinärmediziner als internationaler Experte bei der Reproduktion von Großen Pandas. „Die Freude im Team war riesig, gerade weil wir schon einige erfolglose Ultraschallversuche hinter uns hatten“, bestätigt Zootierärztin Dr. Franziska Sutter, die die Untersuchung ebenfalls begleitet hat und gibt jedoch zu bedenken: „Bei aller Begeisterung müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass das ein sehr frühes Stadium der Trächtigkeit ist und eine sogenannte Resorption – also ein Absterben – des Embryos zu diesem Zeitpunkt noch möglich ist. Wir werden die Entwicklung mit Ultraschalluntersuchungen und Hormonanalyse gespannt weiterverfolgen. Wir hoffen sehr, dass alles genauso gut klappt, wie beim letzten Mal 2019.“

Zoo- und Tierparkdirektor Dr. Andreas Knieriem lobt die beispielhafte Zusammenarbeit und das überdurchschnittliche persönliche Engagement des gesamten Teams: „Das waren wirklich ganz hervorragende Nachrichten an einem Sonntagmorgen. Mein ganz herzlicher Dank geht an die Menschen, die das gemeinsam möglich gemacht haben: Allen voran danke ich Prof. Dr. Thomas Hildebrandt, der sich zusammen mit seiner Kollegin Frau Dr. Holtze zwischen ihren vielen eng getakteten Einsätzen weltweit immer die Zeit nimmt, bei unseren Großen Pandas im Zoo Berlin nach dem Rechten zu sehen. Auch unserem eigenen Vet-Team und nicht zuletzt dem tollen Team im Panda Garden möchte ich für die herausragende Organisation und das sehr gute medizinische Training mit den Tieren danken, ohne welches diese Untersuchungen so gar nicht möglich gewesen wären. Anhand der Größe der Embryonen rechnen wir – wenn alles gut verläuft – aktuell weiterhin mit einer Geburt Ende August.“

In jedem Fall ist der Zoo Berlin – wie schon vor fünf Jahren – bestens auf eine mögliche Geburt vorbereitet. Neben den Expert*innen aus dem IZW ist am Sonntag erneut Unterstützung aus China angereist. Schon 2019 konnte der  Zoo Berlin von dem umfangreichen Wissen der Kolleg*innen der Chengdu Panda Base in der Jungtieraufzucht profitieren. Auch Wildtier-Endokrinologin Dr. Jella Wauters vom Leibniz-IZW wird in Kürze im Panda Garden wieder temporär ihr zweites Zuhause einrichten, um das Zeitfenster der Geburt anhand von Hormonanalysen genauer zu bestimmen. Meng Meng ist derzeit sehr schläfrig und wird in den kommenden Wochen für Zoo-Gäste nicht immer zu sehen sein. Männchen Jiao Qing (14) hält solange die Stellung. Große Pandas sind Einzelgänger und die Männchen sind auch im natürlichen Lebensraum nicht an der Aufzucht der Jungtiere beteiligt.

Keimruhe

Die sogenannte Keimruhe ist der Grund dafür, dass es so lange gedauert hat, bis die Trächtigkeit von Panda-Dame Meng Meng offiziell bestätigt werden konnte. Anders als bei den meisten Säugetieren tritt bei den Großen Pandas keine sofortige Einnistung der befruchteten Eizelle in die Gebärmutterwand ein. Stattdessen verbleibt die befruchtete Eizelle für eine gewisse Zeit im Uterus der Mutter in einem Ruhezustand. Dieser Zeitraum der Keimruhe kann mehrere Monate dauern, währenddessen sich der Embryo nicht weiterentwickelt. Erst wenn bestimmte Umweltbedingungen günstig sind und äußere Bedingungen passen, setzt sich die Trächtigkeit fort und der Embryo beginnt sich zu entwickeln.

Hintergrund Großer Panda

Ohne Schutzmaßnahmen wäre der Große Panda mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits ausgestorben. Der Große Panda ist ein einzigartiger Spezialist mit spezifischen Bedürfnissen. Dank intensiver Maßnahmen gegen Wilderei und zur Förderung von Schutzgebieten und Verbindungskorridoren haben sich die Bestände zwar etwas erholt, jedoch wird der Große Panda auf der „Roten Liste“ der Weltnaturschutzunion (IUCN) mit knapp 2.000 Individuen im natürlichen Lebensraum als „gefährdet “eingestuft.  Die Fragmentierung des Lebensraumes durch Straßen, Schienen und landwirtschaftliche Nutzflächen ist ein großes Problem für den Einzelgänger.

Im Zoo Berlin leben seit Sommer 2017 Deutschlands einzige Große Pandas. Am 31. August 2019 brachte Panda-Dame Meng Meng zwei Baby-Pandas (Pit: 186 g und Paule: 136 g) zur Welt. Sie waren der erste Panda-Nachwuchs, der jemals in Deutschland geboren wurde. Pit und Paule verließen den Zoo Berlin im Dezember 2023 und leben seitdem in der Chengdu Panda Base in China. Im März dieses Jahres wurde nach intensiver Beobachtung und sorgfältiger Vorbereitung durch das internationale Expert*innen-Team eine künstliche Besamung bei Meng Meng durchgeführt. Weibliche Große Pandas sind im Jahr nur für etwa 72 Stunden fortpflanzungsfähig, die Zerstückelung des natürlichen Habitats erschwert es den Tieren sich zur Paarungszeit zu finden.

Zoologischer Garten Berlin AG
Hardenbergplatz 8
10787 Berlin

Quelle/Bildnachweis: Zoologischer Garten Berlin AG

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